Ein Abend mit Rohmer
Film-Vortrag von Rainer
Vowe
Zu
der LXIV.|64. Veranstaltung der
Reihe
Personen Projekte
Perspektiven
Freitag, den 29.
Januar 2010 um 20 Uhr
laden wir Sie und Ihre Freunde herzlich ein
Atelierhaus
- Alte Schule - Äbtissinsteig 6 Essen-Steele
"... Ich sage: Ich finde nichts, ich erfinde.
Ich lege größeren Wert auf den Filmaspekt als auf den Aspekt der Entdeckung.
Jedenfalls gilt das für den Aspekt der Geschichte. Was dagegen den Ausdruck
betrifft, das Spiel, die Inszenierung, so ist es sicher, dass ich eher
finde als erfinde. Es gibt in meinen Filmen zwei getrennte Operationen.
Es gibt eine Geschichte, die möglichst erfunden sein soll, und es gibt
im Gegensatz dazu eine Inszenierung, die möglichst wenig erfunden sein
soll, das heißt, bei der die Entdeckungen aus allen Mitteln kommen,
die mir zur Verfügung stehen. Ebenso aus der Umgebung wie aus den Darstellern." (Rohmer im Gespräch mit Frieda Grafe und Enno Patalas)
Ein Abend mit Rohmer
Film-Vortrag von Rainer Vowe
Manche
schätzen seine Filme, einige haben sie gemieden, aber allzu viele sind
es nicht, die sie kennen. Anfang des Jahres gestorben ist Éric Rohmer
derjenige Filmemacher der Nouvelle Vague, der auf eine durchkomponierte,
sehr intensive Schönheit in Aufbau und Organisation eines Filmbildes,
der sogenannten Mise-en-scène, gesetzt hat. Dabei instruierte und konstruierte er jahrzehntelang Liebende
wie/als politische Handelnde: sie haben unterschiedliche Interessen,
Standpunkte, Überzeugungen und, wegen so mancher Unvereinbarkeit, auch
Geheimnisse. Die fast immer scheiternden Versuche,
übereinzukommen, werden in endlosen Dialogen vorgeführt, man könnte
auch sagen, in der uns vertrauten Eigendynamik liebenswerter, bisweilen
nervender, weil überbordender Rederei. Aber, im Unterschied zu vergleichbaren Konstellationen anderer
Liebesfilme oder Melodramen, werden wir bei Rohmer weder Gewinner und
Verlierer oder gar Täter und Opfer besichtigen können. Vielmehr werden
die Figuren aus Rohmers Universum, Männer wie Frauen, zu Eigensinnigen,
zu Non-Konformisten, die sich den Riten der Umgebung nicht anpassen
wollen, auch wenn sie dabei riskieren zu scheitern oder sich zum Narren
zu machen. Wer hier Spuren des Nachkriegsexistentialismus ausmacht,
wird bei Rohmer sehr fündig.
Der Abend wird Ausschnitte aus einigen Rohmer-Filmen zeigen
und mit Kommentaren versehen, die dazu auffordern, das Gesehene zu überprüfen.
►Sonntag, den 31.Januar 2010 um 18h wird begleitend noch ein Film von Rohmer gezeigt, den wir
am Vortragsabend auswählen.
►Als 'Hommage à Rohmer'
werden entsprechend der Jahreszeiten seines berühmten Film-Zyklus
'Contes des quatre saisons' hier
im Atelierhaus vier Filme zu sehen sein.
Dr.
Rainer Vowe
eigentlich Historiker,
der – typisch für die 1980er Jahre – über Umwege zu Film und Fernsehen
als kulturwissenschaftlichen Gegenständen kam. Nach Assistenzen in Göttingen
und Kiel Studienleiter beim Ev. Studienwerk Villigst; verschiedene Lehraufträge
für Film, jetzt beim Institut für Medienwissenschaft der Ruhr-Universität
Bochum.
Atelierhaus -Alte Schule-
Äbtissinsteig 6 45276 Essen-Steele
Èric Rohmer (eigentlich Jean-Marie Maurice Schérer) *21.März
1920 in Tulle, Départment Correèze ;† 11.Januar 2010 in Paris war Film-u.Theaterregisseur, Essayist,
Filmkritiker und -theoretiker.
Mitgründer
der Nouvelle Vague, zu
der auch Francois Truffaut , Jacques Rivette, Jean-Luc Godard und Claude Chabrol gehören.
Nach dem Studium der klassischen Literatur arbeitete Rohmer
von 1944 bis 1955 als Lehrer in Paris und Vierzon. 1946 publizierte er seinen einzigen Roman 'Elisabeth', der 2003 auf Deutsch erschien, unter dem Pseudonym Gilbert Cordier. Und im Juni 1948 erschien
sein erster Artikel in der berühmten, aber kurzlebigen "La Revue
du Cinéma". Im Juni 1951 veröffentlichte Rohmer seinen ersten Artikel
in der neu gegründeten Zeitschrift "Cahiers du cinéma"
und publizierte dort 1955 in fünf Folgen den filmtheoretischen Essay
Le Celluloid et le Marbre („Zelluloid und Marmor“), erstmals unter dem
Pseudonym Eric Rohmer.
Filme
von Eric Rohmer
Es sind nur die langen Spielfilme aufgeführt. Kurzfilme
sind nur als Bestandteile der Zyklen erwähnt.
Moralische
Erzählungen (Contes Moraux)
1962: Die Bäckerin von Monceau
(La boulangère de Monceau), Kurzfilm 1963: Die Karriere von Suzanne
(La carrière de Suzanne) 1967: Die Sammlerin (La collectionneuse) 1969: Meine Nacht bei Maud (Ma
nuit chez Maud) 1970: Claires Knie (Le genou
de Claire) 1972: Die Liebe am Nachmittag (L'amour l'après-midi)
Komödien
und Sprichwörter (Comédies et proverbes)
1981: Die Frau des Fliegers oder Man kann nicht an nichts
denken (La femme de l'aviateur) 1982: Die schöne Hochzeit (Le beau mariage) 1982: Pauline am Strand (Pauline
à la plage) 1984: Vollmondnächte (Les nuits
de la pleine lune) 1986: Das grüne Leuchten (Le rayon vert) 1986: Der Freund meiner Freundin (L'ami de mon amie)
Erzählungen
der vier Jahreszeiten (Contes des quatre saisons)
1989: Frühlingserzählung (Conte
de printemps) 1992: Wintermärchen (Conte d'hiver) 1996: Sommer (Conte d'été) 1998: Herbstgeschichte (Conte d'automne)
Filme
außerhalb von Zyklen 1959: Im Zeichen des Löwen (Le
signe du Lion) 1965: Place de l'Étoile, Episode
aus Paris gesehen von... (Paris vu par...) 1976: Die Marquise von O. (La
Marquise d'O) 1978: Perceval le gallois 1986: Vier Abenteuer von Reinette
und Mirabelle (Quatre aventures de Reinette et Mirabelle) 1993: Der Baum, der Bürgermeister
und die Mediathek 1994: Rendezvous in Paris (Les
rendez-vous de Paris) 2001: Die Lady und der Herzog
(L'anglaise et le duc) 2004: Triple agent 2007: Les amours d'Astrée et
de Céladon |