Vortrag von Martin Suhr
Zu der XXXVI. Veranstaltung der Reihe
Personen Projekte Perspektiven
Freitag, den 24.Juni 2005 um 20 Uhr
laden wir Sie und Ihre Freunde herzlich ein
Atelierhaus
Alte Schule
Äbtissinsteig 6
Essen-Steele
Kunst als Erfahrung: Die ästhetische Theorie des Pragmatismus
Um das Charakteristische der pragmatistischen Ästhetik würdigen zu können, muss man sich einen Augenblick lang die traditionellen Theorien der Ästhetik vor Augen halten. Die erste und vielleicht einflussreichste - und wahrscheinlich auch heute noch populärste - Form der Ästhetik war die Auffassung Platons, Kunst sei Nachahmung (Mimesis); für ihn war sie freilich nur Nachahmung der sinnlichen Wirklichkeit, die schon ihrerseits nur eine Nachahmung der Ideen war, weshalb sie zwei Stufen von der wirklichen Wahrheit, dem Wesen der Dinge entfernt und deshalb lügnerisch war; die wirkliche Idee der Schönheit dagegen ist nur der Schau des Geistes zugänglich. Damit beginnt eine lange Tradition der Absonderung der Kunst als einem besonderen Reich der Formen von der Realität, die noch in den bedeutendsten Ästhetiken des 19.Jahrhunderts, denen Kants, Schillers, Hegels und Schopenhauers - oder auch Tolstois - nachwirkt, etwa wenn Hegel es als die Aufgabe der Kunst ansieht, zwischen der Welt des Geistes, der Idee, und der Natur zu vermitteln, oder Schopenhauer, den Zustand des Aufgehens in der reinen Anschauung der Ideen zu bewirken und damit den Betrachter vom Willen zum Leben zu erlösen.
Das Spezifische der pragmatistischen Kunstauffassung geht dagegen aus der Grundhaltung des Pragmatismus hervor, überall an die Stelle des Zuschauers der traditionellen Metaphysik den handelnden Menschen zu setzen. Für die Kunst und die Theorie der Kunst hat das zur Folge, dass das Handeln des Künstlers wie die Erfahrung des Kunstrezipienten aus dem Alltagshandeln des praktischen, tätigen Menschen begriffen wird; das heißt, es wird eine Kontinuität von den Lebens- bedingungen des einfachsten Lebewesens bis zu den höchsten Formen künstlerischer Produktion hergestellt. Die eindrucksvollste Darstellung dieser Auffassung stammt von dem amerikanischen Philosophen John Dewey (1859-1952) in seinem Buch "Kunst als Erfahrung" (1934). Davon wird der Vortrag handeln.
Dr. Martin Suhr (geb. 1940) ist gegenwärtig als Dozent am Zentrum
für Weiterbildung Erwachsener (ZWE) in Bremen tätig. Er hat die wichtigsten
Werke John Deweys ins Deutsche übersetzt und eine Einführung in die
Philosophie John Deweys geschrieben. Weitere Bücher über Platon und
Jean-Paul Sartre und zahlreiche Übersetzungen. Er war mehrere Jahre lang
an der Ausbildung der Philosophielehrer in Mecklenburg-Vorpommern beteiligt
und unterrichtet seit vielen Jahren neutestamentliches Griechisch für angehende
Theologen.
Doris Schöttler-Boll Atelierhaus - Alte Schule - Äbtissinsteig 6 45276
Essen-Steele
Tel.+Fax 0201/515592 E-Mail Doris.Schoettler-Boll@freenet.de
KUNSTRAUM - ALTE SCHULE - e.V.
Wir danken dem Kulturbüro der Stadt Essen und den Freunden des Atelierhauses
für die freundliche Unterstützung dieser Veranstaltungsreihe